Mauereidechse - Foto Norbert Kilimann
Die Systematik der Reptilien (oder auch Kriechtiere) ist nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen recht kompliziert,
zumal zu ihnen auch viele ausgestorbene Tiere gehören, die nur als Fossilien vorliegen. Viele Verwandtschaftsverhältnisse sind noch gar nicht geklärt. Aber für die Feldbestimmung der bei uns
heimischen Arten ist das aber gar nicht so wichtig, man kann bei der traditionellen Einteilung bleiben.
Das wichtigste Merkmal der Reptilien (im klassischen Sinne) ist eine trockene "Haut" aus Schuppen. Alle sind Lungenatmer und die
meisten leben an Land, und paaren sich dort. Ihre Eier legen sie immer an Land ab, nur wenige Arten sind lebendgebärend. Die Eier der Schuppenkriechtiere (u.a.
Schlangen, Echsen) haben eine pergamentartige, flexible Hülle, während die der Schildkröten eine harte Kalkschale besitzen. Aus den Eier schlüpfen "fertige" kleine Reptilien, es gibt kein
Lavenstadium wie bei den Amphipien.
Ansonsten ist das Aussehen sehr unterschiedlich. In Herne kommen nur Vertreter der Eidechsen, Schleichen,
Schlangen und Schildkröten vor.
Echsen, Schleichen und Schlangen gehören zu den Schuppenkriechtieren, deren Körper von dachziegelartig übereinander liegenden Hornschupppen bedeckt ist. Sie schützen vor Verletzungen und Austrocknung, behindern aber das Wachstum, so dass die Tiere sich regelmäßig häuten müssen: Große, zusammenhängende Teile abgestorbener Oberhaut werden dabei abgestreift.
Die Eidechsen (Familie Lacertidae) haben vier Beine, die seitlich am Körper ansetzen. Damit bewegen sie sich im Spreizgang vorwärts, bei dem der Körper oft nur wenig angehoben wird und sich meist hin und her bewegt. Alle Arten haben einen langen Schwanz, der oft beim Laufen über den Boden schleift.
Bei den Schleichen (Familie Anguidae) gibt er Arten, bei denen sich die
Beine sich im Laufe der Evolution zurückgebildet, wie deren einziger Vertreter in Deutschland (und in Herne), völlig beinlose Blindschleiche. Alle Schlangen haben keine Beine.
Mauereidechse: Man erkennt deutlich die Hautschuppen und die seitlich angesetzten Beine
- Foto Norbert Kilimann
Mauereidechse: Man erkennt die Nasenlöcher und die Ohröffnung (am Übergang von Kopf zum Hals) - Foto Enrico Bollin
Schuppenkriechtiere können durch ihre Nasenlöcher riechen, aber auch mit dem Jacobsonschen Organ, das im Gaumen sitzt. Es nimmt
Geruchspartikel auf, die von der Zunge "angeliefert" werden. Deshalb strecken die Tiere ihre Zunge oft aus dem Maul und ziehen sie wieder ein, das sog. Züngeln. Die Zunge ist
gespalten, so nehmen die Tiere den Geruch aus zwei verschiedenen Seiten aus und können sich so besser orientieren bzw. ihre Beute finden.
Echsen haben ein Trommelfell und können hören. Schlangen sind taub, sie nehmen Töne ggf. durch ihre Schwingungen war.
Gespaltene Zunge bei eine Ringelnatter - Foto Enrico Bollin
Blindschleichen sind Echsen, bei denen sich die Beine zurückgebildet haben
- Foto Norbert Kilimann
Schlangen haben niemals Beine! Ringelnatter - Foto Helmut Wizisk
Sich häutende Echse - Foto Regina Liebel
Das Abstreifen der alten Haut beginnt meist am Kopf; hier Mauereidechse - Foto Norbert Kilimann
Schildkröten sind mit Schuppenkriechtieren nur entfernt
verwandt. Sie sind sehr leicht an ihrem Panzer zu erkennen. Er besteht bei den bei uns vorkommenden Arten aus Knochen, die von Hornschilden bedeckt sind. Viele Schildkröten leben
im und am Wasser, aber auch sie legen ihre Eier an Land ab.
Reptilien wachsen ihr Leben lang. Einige Schildkrötenarten können weit über 100 Jahre alte werden.
Schildkröten haben einen Panzer auf dem Rücken -
Gelbwangenschildkröten - Foto Ulrike Wizisk
Als wechselwarme Tiere haben die Reptilien ihren Verbreitungsschwerpunkt in den wärmeren Weltregionen. In Herne sind nur wenig Arten
heimisch (siehe hier). In der kalten Jahreszeit sind sie nicht oder nur wenig aktiv und verfallen in eine
Winterstarre.